Auch wenn die deutsche Kultur scheinbar gar nicht so anders ist als die US-amerikanische, gibt es doch immer wieder viele kleine Unterschiede, die uns manchmal verständnislos dastehen lassen. Der Umgang mit Fremden beispielsweise veranschaulicht dies gut.
Während Amerikaner Fremde problemlos anlächeln, ansprechen, womöglich sogar in ein Gespräch verwickeln, sind Deutsche in der Regel reservierter, reagieren höchstens, wenn sie direkt angesprochen werden. In der Fachliteratur findet man hierzu den Vergleich mit Pfirsichen und Kokosnüssen. Pfirsichmenschen wie die US-Amerikaner haben eine dicke, weiche Schicht, die ihren harten Kern umgibt. Diese Schicht steht für alles Zugängliche und den Smalltalk, der eine erste Kontaktaufnahme erleichtert. Es dauert jedoch eine Weile, bis wir an das Innere herankommen, um zum Beispiel eine tiefergehende Freundschaft aufbauen zu können.
Der deutsche Kokosnussmensch hingegen hat eine harte, raue Schale, geht sparsam mit seinem Lächeln und proaktiven Worten um und verabscheut Smalltalk. Aber wenn wir seine harte Schale durchdrungen haben, wird er offen, herzlich und unter Umständen ein echter Freund.
Natürlich sind diese Beschreibungen stereotyp, denn weder sind alle Amerikaner gleich noch alle Deutschen. Aber die Darstellungen helfen, die tendenzielle Andersartigkeit der jeweiligen Kultur zu begreifen. Bei kulturellen Eigenschaften gibt es kein Richtig oder Falsch. Es gilt nur zu verstehen, wie der andere tickt. Die Welt durch seine Brille zu betrachten anstatt zu urteilen oder zu verurteilen – das macht den Umgang miteinander viel leichter.
Darum denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal mit Amerikanern zu tun haben: Nein, sie sind nicht unbedingt oberflächlich. Es ist Teil ihrer Kultur, das Gespräch mit „How are you?“ zu beginnen. Sicher, es interessiert sie eher nicht, wie es uns wirklich geht, aber das ist nicht böse gemeint. Stattdessen möchten sie mit diesem Satz das Eis brechen, eine gute Atmosphäre schaffen, in ein Gespräch einsteigen. Das ist doch etwas Positives, oder? Mir ist das jedenfalls viel lieber als die Ernsthaftigkeit und das Schweigen der Menschen, neben denen ich schon viele Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht habe. Lassen Sie sich doch auch einmal auf ein lockeres Gespräch ein. Es könnte bereichernd sein.